Grauwal (Eschrichtius robustus)
Aussehen und Merkmale der Grauwale
Sanfte Giganten sind es, urzeitliche
Tiere, die sich über die Evolution kaum verändert haben. Wie bei
Bartenwalen üblich sind die Weibchen mit ihren ca. 15-16m und 40t
Gewicht größer und schwerer, als die männlichen Wale. Sie haben
2-5 Furchen und zwei Blaslöcher (herzförmiger Blas). Ihre 160
Barten sind von gelblicher Farbe, 38cm lang und 25cm breit. Eine
Finne haben diese Wale nicht. Die Identifikation wird anhand der
Flukenform, der Zeichung an der Flukenunterseite und den "Knuckels"
(6-12 Stück) (huckelartige Erhebungen in Richtung Fluke)
vorgenommen.
Knuckels |
Was ihnen aber ein wirklich uriges Aussehen gibt, sind
ihre Parasiten, die sich von den Walen durch die Meere tragen lassen.
Grauwale habe die schwersten Parasiten von allen Meeressäugern. Als
Laven sind Barnickels freischwimmend. Wenn sie sich jedoch auf einem
Wal festgesetzt haben, bleiben sie sein Leben lang an dieser Stelle
sitzen. Diese Krustentiere ernähren sich, von dem, was sie aus dem
Wasser filtern können. Dabei strecken sie ihre kleinen Beinchen aus
der Schutzhülle und nehmen ihre Beute auf. Je älter der Wal, umso
mehr Barnickelkolonien hat er mit sich herum zu tragen. Auch
Walläuse, die sich von alter Walhaut und Verletzungen ernähren,
beherbert der Grauwal. Eigentlich sind es keine richtigen Läuse,
sondern drei unterschiedliche Spezies von Amphipodes.
Barnickels und Walläuse |
Vorkommen
In früheren Zeiten gab es auch im
Atlatik Grauwale, doch seit dem 17. Jahrhundert sind sie dort
ausgestorben. Heutzutage gibt es zwei unterschiedliche Populationen.
Eine kleine Gruppe von ungefähr 150-200 Tieren hat seinen Lebensraum
an der westlichen Pazifikküste. Sie verbringen ihre Sommer in
Sibirien und um die Kamtschatka-Halbinsel. Ihr Winterdomizil sind die
japanischen und koreanischen Gewässer.
Die größere Population besteht aus
17.000-25.000 Tiere, die jährlich die lange Strecke entlang der
pazifischen Ostküste zurücklegen. Solch eine Migration weitet sich
leicht zu 6.000-10.000 km aus. In langsamen Tempo (5-8km/h) ziehen
sie alleine oder in Kleinstgruppen ihrer Wege. Es sind keine
Hochseespezialisten und deshalb suchen sie den den Schutz der nahen
Küste.
Migration
Aber warum sind sie so reisefreudig? Im
Sommer halten sie sich in den Fressgebieten, in Alaska, Bering See
und Kanada auf. Dort nutzen sie die guten Vorraussetzungen für ihr
Futter. Doch wenn der Herbst naht, ändern sich die Bedingungen. Das
Futter wird rar, denn es gibt kaum Sonnenlicht. Die Wassertemperatur
sinkt, sich dort aufzuhalten, würde zu viel Energie kosten. Für
Walkälbchen wäre es ohnehin zu kalt, sie könnten in diesen eisigen
Gewässern nicht überleben. Deshalb ziehen alle, trächtige Walkühe,
Männchen und Weibchen, die schwanger werden wollen, in die warmen
und geschützten Lagunen von Baja Kalifornia.
Junger Wal auf der Migration (vor Dana Point) beim Breaching |
Kälber, die auf der Reise in den Süden geboren werden, haben keine großen Überlebenschancen. Zu viele Jäger warten auf leichte Beute, das Wasser ist möglicherweise noch zu kalt und natürlich sind sie noch nicht kräftig genug, um lange Strecken zurückzulegen. Deshalb sind die schutzgebenden Lagunen für die Walkuh und ihre Kalb so wichtig. Dort sind sie vor Orcas sicher und finden Schutz vor rauer See. Aus gutem Grund, sind es die trächtigen Weibchen, die zuerst in den Lagunen eintreffen. Danach erreichen Weibchen die Winterresidenz, die möglicherweise in diesem Jahr schwanger werden. Und zu guter Letzt sind es die Walmännchen, die Ende Januar/Anfang Februar die Lagunen erreichen. Sie kehren dabei nicht unbedingt, immer wieder in die Lagunen des Vorjahres zurück. Und männliche Wale wurden in einem Jahr in unterschiedlichen Lagunen beobachtet. Nachdem sie also in einer Lagune, ihre Stell-dich-eins mit den dortigen Walweibchen hatten, ziehen sie weiter, in der Hoffnung, ihre Gene auch an Weibchen anderer Lagunen weiterreichen zu können.
Die Rückreise treten jedoch als erstes
die Weibchen an, die im kommenden Jahr ein Kalb gebären werden,
darauf folgen die Walmännchen. Sobald, die Kälbchen genügend Kraft
und Blubber haben, ziehen sie im Schutz der Mutter das erste Mal
hinauf in die Nahrungsgebiete.
Alltag in der Lagune, dem Fortpflanzungsgebiet
Wie sieht denn so ein Wallalltag in der
Lagunenresidenz aus? Abwechslungsreich! Da wird sich von der langen
Reise ausgeruht, was man logging oder resting nennt. Da
wird der große, dicke Kopf aus dem Wasser gestreckt (Spyhop).
Wobei zu erwähnen ist, dass Grauwale keine gute Sicht haben und es
fraglich ist, warum sie dieses Verhalten zeigen.
Spyhop |
Beim Abtauchen wird
die schöne Fluke gezeigt, das sogenannte fluking.
Tiere ziehen ihre Bahnen (travelling)
oder pflegen soziale Kontakte (socializing)
oder treffen sich zum Stell-dich-ein (mating),
um für neue Walgenerationen zu sorgen. Und manches Mal, wenn die
Waltouristen Glück haben, nähert sich solch ein sanfter Riese den
kleinen Pangas und ein Wal-Menschkontakt findet statt.
fluking |
Breaching |
Wenn
ein Wal der Übermut packt, sieht man großartige Sprünge
(breachings) und falls
das der Fall ist, wiederholen sich die Sprünge viele Male. Erst,
wenn der Blas des Tieres zu sehen ist, kann man davon ausgehen, dass
die Vorstellung zuende ist.
Zwar
erzählten mir die Skipper in der Lagune von San Ignacio, dass sie
auch dort Grauwale beim Fressen beobachtet hätten, doch es war wohl
eher snacking, den
viel gibt es in den Wintergebieten nicht zu futtern.
Natürlich
wird auch geboren! In San Ignacio stellte man fest, dass die
Hauptgeburtenzeit zwischen dem 05.01-15.02. liegt. Dafür sucht sich
die angehende Walmutter ein ruhiges, flaches Plätzchen nahe des
Ufers. Das Kälbchen wird nach 11-12 Schwangerschaftsmonaten mit
einer Größe von ungefähr vier Metern geboren. In der ersten Zeit
benötigt es den Schutz und die Zuwendung der Mutter, denn es ist
noch so wehrlos. Drei Stunden dauert es, bis das Walbaby
selbstständig Kurs halten kann.
Walbabyfluke noch unstabil |
Die kleine Fluke ist noch nicht
stabil, weil sie beim Geburtsvorgang zur Erleichterung der Mutter
eingerollt ist. Der ganze Körper ist noch flappsig. Die fürsorgliche
Mutter stützt das Kleine mit ihren Flippern oder der Fluke oder sie
trägt es auf dem Rücken. Fürsorge, viel Körperkontakt und viel,
viel Milch prägen die Anfangszeit eines Grauwälchens. Man nimmt an,
dass diese kleinen Wesen pro Tag 225l, der sehr fetthaltigen (40-50%)
Walmuttermilch vertilgen. Dementsprechend nehmen sie pro Tag auch
30-40kg zu und haben im August ihr Gewicht verdoppelt. Acht Monate
genießt der Walnachwuchs die reichhaltige Walmilch.
Neugeborenes wird von Mutters Flipper gehalten |
Wenn Grauwale
ansonsten nicht sehr soziale Wesen sind, so sind sie definitiv gute,
fürsorgliche Walmütter. In der ersten Zeit wird die Mutter die Nähe
der Boote vermeiden oder dafür sorgen, dass sie sich zwischen Boot
und Junges schiebt. Später darf der neugierige Jungwal durchaus mit
Walmuttererlaubnis den Booten nahekommen. Im Laufe der Zeit wird das
Kalb trainiert, indem das Muttertier mit ihm gegen die Strömung,
verursacht durch Ebbe und Flut, schwimmt. Eine gute Vorbereitung für
die lange, Ende März/April bevorstehende Reise in den Norden.
Grauwalkläbchen |
Das Leben in den Futtergebieten
Während
der Reise in den Norden wird der junge Wal von seiner Mutter
begleitet und geschützt. In den Nahrungsgebieten angekommen, bleibt
er noch ein Weilchen bei seiner Mutter und lernt, was nötig ist, um
in diesen Breitengraden zu überleben. Im Spätsommer ist er
entwöhnt und von da an auf sich selbst gestellt. In den
Futtergebieten wird natürlich hauptsächlich gefressen, denn die
Blubberschicht hat in der Winterzeit, in der keine oder kaum Nahrung
aufgenommen wurde sehr gelitten. Die Wale sind dünn und sehr
hungrig. Sie haben jetzt nur eines im Kopf: fressen, fressen,
fressen. Und das mussen sie auch, um sich für die nächste Reise zu
stärken. Besonders die trächtigen Wale brauchen Nahrung für zwei.
Wenn ein Grauwal frisst, dann auf ungewöhnliche Art. Er ist ein
Grundfresser, der sich auf eine Seite legt und er saugt mit
Unterdruck das Futter ein, um es durch seine Barten zu filtern.
Interessanterweise haben Grauwale eine bevorzugte Fressseite, die an
weniger Barnickel zu erkennen ist, meist sind es "Rechtsseiter".
zwei Grauwale |
Grauwal in Seitenlage direkt am Panga |
Interessante Videos:
- http://www.youtube.com/watch?v=JLMCQlqp8ms&feature=related
- http://www.youtube.com/watch?v=kKIHM4lu1pU&feature=related
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